Die Gemeinde St. Rochus mit ihren ca. 1400 Katholiken hat mit dieser beachtlichen Kirche sowohl ein wertvolles Gotteshaus als auch eine große Aufgabe. Für viele Hohenecker ist dieser Ort wichtig und heilig. Schon früher haben „die Hohenecker“ viel für die Errichtung und Erhaltung der Kirche gegeben und sie mit Hingabe gepflegt. Nicht umsonst lautet der Titel der Festschrift von 1997 anlässlich der Hundertjahrfeier der Einweihung
„Erinnerung an die Vergangenheit, Aufruf für die Zukunft“.
Aber nicht nur für die Kirchengemeinde sondern für ganz Hohenecken ist die Kirche mit ihrer wunderbaren Lage zwischen Ort und Burg geradezu ein Wahrzeichen.
Geschichtliches
Die Pfarrgemeinde St. Rochus in Hohenecken besteht seit 1878 als selbständige Pfarrei. Vorher wurde sie meist von den Franziskanern aus Kaiserslautern versorgt. Der Stadtteil Hohenecken war früher ein fast ausschließlich katholischer Ort; heute ist die Bevölkerung aufgrund der vielen Zuzüge konfessionell gemischt. Der Pfarrgemeinde gehören etwa 1.400 Katholiken an. Zur Pfarrei gehören außer Hohenecken noch die Breitenau und Espensteig.
Nachdem die Rochuskapelle (1748 erbaut) für die damals noch wachsende Zahl der Kirchenbesucher zu wenig Raum bot, wurde 1896/97 die heutige Pfarrkirche St. Rochus gebaut. Die Kapelle und die Kirche bilden zusammen mit der Burg den optischen Mittelpunkt von Hohenecken.
Das alte Pfarrhaus wurde 1965 den Hildegardisschwestern als Schwesternstation zur Verfügung gestellt. Dafür wurde im gleichen Jahr ein neues Pfarrhaus neben der Kirche erstellt. Seit 1974 hat die Pfarrei auch ein Pfarrheim. Das alte "Schwesternhaus" wurde inzwischen verkauft und der Erlös für die Renovierung des Pfarrheims 2003/2004 verwendet.
Bau und Ausstattung
Die Kirche wurde 1896/97 im neugotischen Stil nach den Plänen des Architekten Ludwig Becker aus Köln erbaut. Dem Besucher der Kirche fallen die bunten Glasmalereien an den Fenstern auf; der geschnitzte Hochaltar und der Marienaltar im Seitenschiff fügen sich harmonisch in die Innenarchitektur des Kirchenraumes ein. Der Kreuzweg wurde 1979 von einem Bildschnitzer aus Oberammergau hergestellt. Den Ambo, von der Firma Picard aus Sandstein gehauen, gestaltete der Bildhauer Richard Menges aus Kaiserslautern.
Der Hl. Rochus von Montpellier ist der Patron der Kirche. Er ist deshalb vierfach präsent, zweimal in den Glasfenstern sowie als Figur im Hochaltar und an der rechten Säule vor dem Altarraum. Er lebte und wirkte im frühen 14. Jahrhundert, sorgte sich um Pestkranke, erkrankte selbst und wurde nach der Legende während seiner Krankheit von einem Engel gepflegt und einem Hund mit Brot versorgt.
Zu den ältesten Stücken der Kirchenausstattung zählt die nur 50cm große Holzskulptur der Anna-Selbdritt aus dem 16. Jahrhundert. Sie zeigt Anna mit Maria und Jesus, ein Motiv, welches seit dem 14. Jahrhundert recht verbreitet war.
Wer mehr über Pfarrei, Kirche und ihre Geschichte erfahren möchte kann über das Pfarrbüro die Festschrift zur 100-Jahr-Feier 1997 erwerben.
Renovierung 2014 - 2017
Im Laufe des Jahres 2013 wurden Dach und Gebälk der Kirche auf Schäden untersucht. Anlass dafür war das Auftreten von Rissen in der Fassade. Folgende Mängel wurden festgestellt:
- Schadhafte und teilweise undichte Eindeckung.
- Morsches Holz im Bereich der Auflage der Dachbalken.
Dadurch verlieren die Zugbänder ihre Wirkung zur Stabilisierung.
- Der Holzbock im Gebälk des Turmes gefährdet die dauerhafte Stabilität.
- Unsachgemäßer Betonmörtel greift den Sandstein der Fassade an.
- Teilweise schadhafte Fenster.
- Fehlender Blitzschutz.
Kleinere Probleme wie klaffende Wangen an der Südtreppe oder Rost an Eisenteilen kommen hinzu. Die Sicherheit war kurzfristig nicht gefährdet, jedoch duldeten die Schäden keinen Aufschub.
Trotz kleiner werdender Gemeinde und Neuordnung der Pfarreien sahen es Pfarrgemeinde- und Verwaltungsrat als ihre Pflicht an, die Kirche zu erhalten. Nach eingehender Beratung wurden Anfang des Jahres 2014 entsprechende Beschlüsse gefasst und noch im gleichen Jahr mit der Umsetzung begonnen. Dabei sollte zunächst die Renovierung der Fenster zurückgestellt werden.
Nach zunächst guten Fortschritten 2015 / 2016 wurden weitere Schäden im Gebälk des Glockenturmes festgestellt und die Sanierung der Fenster erwies sich als unerlässlich. Beides führte dazu, dass die Kirche leider nicht wie geplant zu Weihnachten 2016 fertiggestellt werden konnte. Die Wiederinbetriebnahme fand am 19. Februar 2017 mit einem feierlichen Gottesdienst um 10:00 Uhr und anschließendem Empfang im Pfarrheim statt.
Die Kosten der Maßnahmen betrugen ingesamt ca. 1,4 Million € belaufen, wovon die Dacharbeiten und der Gerüstbau einen großen Anteil ausmachten. Die Diözese Speyer hatte aufgrund der wirtschaftlichen Situation der Pfarrei einen Zuschuss von ca. 80% zugesagt. Zur Finanzierung der Eigenbeteiligung wurde u.a. eine sehr erfolgreich verlaufende Spendenaktion gestartet.
Kurzbericht zur Sanierung
von Philip Graeve, ER+R architektur, Kaiserslautern, Februar 2017
Im Sommer 2013 begann das Architekturbüro ER+R aus Kaiserslautern die Arbeit an der neugotischen Kirche mit einer umfangreichen Schadensanalyse der gesamten Kirche, bei der eklatante Schäden am Holztragwerk des Daches, an der Eindeckung des Hauptdaches und an den Sandsteinfassaden festgestellt wurden. Die Eindeckung des Hauptdaches wurde in den 1960er Jahren mit einer asbestfaserhaltigen Eindeckung aus „Kunstschiefer“ durchgeführt. Die technisch mangelhafte Ausführung ermöglichte starken Wassereintritt und war ursächlich für die Schädigung des Dachstuhls verantwortlich.
Nachdem das Gerüst fertiggestellt war, konnte im September 2014 unter Einhaltung der nötigen Sicherheitsvorkehrungen damit begonnen werden, die asbestfaserhaltige Eindeckung zurückzubauen. Im Dachstuhl wurden geschädigte Balken ausgetauscht oder verstärkt. Parallel dazu konnte mit der Eindeckung des Kirchendachs begonnen werden. Statt eines Kunstschiefers wurde Moselschiefer in altdeutscher Deckung eingebaut.
Gleichzeitig mit den Arbeiten an Dach und Gebälk wurde die Fassade gereinigt, neu verfugt und Schadstellen wurden durch Vierungen instandgesetzt. Im Oktober 2015 konnte dann das bei der letzten Renovierung entfernte Giebelkreuz aus Sandstein wieder an seinen Ursprungsort gesetzt werden. Die Steinmetze hatten vor Ort eine stilisierte Nachbildung des nur noch von alten Fotos bekannten Kreuzes hergestellt.
Nachdem über mehrere Wochen hinweg erfolglos versucht wurde das marode Tragwerk des Turmhelms und der Glockenstube von innen her zu sanieren, wurde im Spätherbst 2015 beschlossen, dass der Turmhelm aufgrund der massiven Schädigung nicht mehr zu retten sei und neu aufgebaut werden müsse.
Der Abriss und die Notsicherungsmaßnahmen wurden noch vor Jahresende durchgeführt. Im Turmhelm wurden jetzt ebenso wie im Hauptdach die ursprünglich vorhandenen Gauben wieder eingeplant, so dass das Erscheinungsbild der Kirche sich dem Ur- Zustand wieder annähert.
Im Juni 2016 wurden die vorgefertigten Balken für den Turm vor Ort zu einzelnen Segmenten zusammengebaut und dann von einem 60 to- Kran emporgezogen und gesichert. Ende Juni wurde das sanierte und neu vergoldete Turmkreuz durch Pf. Schmit gesegnet und wieder auf der Turmspitze montiert. Anschließend konnte mit der Eindeckung von Turmhelm und Glockenstube begonnen werden und die generalüberholten Uhren wurden montiert.
Parallel konnte die zwischenzeitlich aus Speyer genehmigte Sanierung der historischen Kirchenfenster begonnen werden. Die alte Schutzverglasung wurde demontiert und durch eine neue ersetzt, bei der sich das Bleinetz der Bleifelder abzeichnet, so dass ein sehr plastischer Eindruck entsteht. Die wertvollen Verglasungen wurden generalsaniert. Kleinere Eingriffe im Außenbereich werden das Gesamtbild noch abrunden.
Nach Abschluss der Arbeiten erstrahlt die Rochuskirche wieder in neuem Glanz.
Rochusweg 2,
67661 Kaiserslautern